Das Anfänger-Set: Das braucht man zum Shamisen spielen

Wenn man ein Instrument kauft, geht man normalerweise davon aus, dass man automatisch alles hat, was man braucht. Leider ist das gerade bei Shamisen oft nicht der Fall und es werden nicht spielfertige Pakete verkauft, ohne den Shamisen-Begeisterten Käufer über die Lücken aufzuklären. Da manche Verkäufer auch schlichtweg keine Ahnung haben von dem, was sie da eigentlich anbieten, ist es – wie immer – am besten, man weiß selber, was man will und braucht. Genau zu diesem Zweck habe ich diesen Artikel geschrieben. Erfahrt also hier, was ein Shamisen-Set mindestens beinhalten sollte, und welche Optionen als nächstes Sinn machen.

Das minimale Set

Wenn man nur ein begrenztes Budget zur Verfügung hat und sich zunächst auf das beschränken muss, was unmittelbar zum Spielen notwendig ist, spricht nichts dagegen, sich erstmal nur um das Allernötigste zu kümmern. Allerdings muss ich darauf hinweisen, das der Verzicht auf Zubehör für Pflege und Aufbewahrung die Lebensdauer des Instruments verkürzen wird. Deshalb sollte diese Option möglichst temporär sein. Das sind die Bestandteile des minimalen Sets:

 

Für mich ebenso ein Muss: Die Anti-Rutschmatte Dougomu.
Das Instrument muss intakte Wirbel haben, intakte Häute (Riss hinten  ist spielbar, aber klingt etwas „leer“), und das Kamigoma darf nicht fehlen. Wenn man noch nicht weiß, welche Komponenten beim Spielen einen Unterschied machen, ist das gar keine so banale Anmerkung. Und tatsächlich werden oft gebrauchte Instrumente verkauft, bei denen das Kamigoma fehlt oder die Itomaki fehlen, Teile gebrochen sind.
Wenn man ein Instrument in einem Shamisen-Geschäft kauft, kann man sich i.d.R. darauf verlassen, dass keine Schäden am Instrument sind, die sich auf das Spielen auswirken. In Geschäften ist aber im Basispreis meistens nur das intakte Instrument ohne alle oben aufgeführten „Kleinteile“ enthalten (Neo, Saiten…).

Neo

Koma

Saite

Yubisuri

Bachi

Dougomu

Schutz für Naturhaut

Für alle, die Naturhaut auf ihrer Shamisen haben, sind ein Doukake und eine Washi-Hülle extrem wichtig. Die Haut der Shamisen sollte so gut wie möglich geschützt werden, denn mit labbriger oder gerissener Haut spielt es sich schlecht bis gar nicht, und die Instandsetzung geht richtig ins Geld. Das Doukake verhindert, dass Fett und Schweiß des Spielers an die Shamisen-Haut kommen und sie angreifen. Die Washi-Hülle sorgt dafür, dass die Häute vor Feuchtigkeitsschwankungen geschützt sind, wenn man das Instrument nach dem Spielen verstaut.
washi hülle | shamisen-zentrale.de

Washi-Hülle

Doukake

Mehr Schutz und Pflege

Die Haut ist besonders schützenswert. Aber auch der Rest des Instruments will gut umsorgt sein. Für den Tenjin gibt es kleine Käppchen, die sehr nützlich sind, weil man durch den langen Hals der Shamisen leicht mal mit dem Tenjin gegen einen Türrahmen kommt, oder das Instrument mit etwas zu viel Schwung auf der Kommode ablegt und dann erschreckend leicht ein Stück vom schön geschwungenen Ende des Tenjin abbricht. Das sieht dann aus als hätte jemand in die Shamisen gebissen. Ändert nichts am Klang, ist aber nicht schön und unnötig. 
Nach jedem Spielen sollte man sein Instrument reinigen, und zwar mit einem weichen Tuch. Ich empfehle das unschlagbar gute japanische Original, das Tsuyafukin, das die Shamisen durch seine exquisite Faser bei jeder Reinigung auch poliert. Kann in der Waschmaschine gewaschen werden und hält ewig. Aber jedes weiche Tuch, das keine Kratzer verursacht ist besser als nichts.
Nach dem Putzen sollte man das Instrument möglichst nicht offen irgendwo ablegen, sondern wenigstens abdecken. Wer stilecht bleiben möchte, schafft sich ein Nagabukuro an.  Das ist die einfachste und erste Schutzschicht für die Shamisen.  In diese weiche Hülle wickelt man sein Instrument nach dem Spielen ein. Damit wird die Shamisen vor Staub geschützt und auch vor umherfliegenden Teilen im Kasten.

Tsuyafukin

nagabukuro | shamisen-zentrale.de

Nagabukuro

Transport

Wer sein Instrument nicht nur zu Hause spielen möchte, sondern auch durch die Gegend befördern möchte, der sollte es nicht nur im Nagabukuro gehüllt lassen, sondern es im Nagabukuro verpackt in einem Kasten oder einem Softcase verstauen. Das robuste bis stoßfeste  und wasserabweisende Material schützt das Instrument zuverlässig. Außerdem bieten Soft- und Hardcases Platz für das ganze Zubehör, das ja auch mit muss. Und nicht zuletzt ist das Instrument durch Tragegriffe bzw. in manchen Fällen sogar eine eingebaute Rucksackkonstruktion einfach handlicher zu transportieren.
Für Reisen mit leichtem Gepäck empfiehlt sich, wenn man eine Mitsuori Shamisen hat, also eine Shamisen, bei der sich der Hals in drei Teile zerlegen lässt, ein kleiner Mitsuori-Koffer. Dafür gibt es dann auch ein Pendant zum Nagabukuro für die einzelnen Bestandteile der Shamisen.

Longcase

Mitsuori Case

Übehilfen

Wer sein Instrument nicht immer in normaler Lautstärke spielen kann, sollte die Anschaffung eines Shinobikoma in Erwägung ziehen. Das Shinobikoma ist besonders lang und setzt auf dem Rand des Dou auf. Dadurch werden die Schwingungen von der Haut weg geführt und das Instrument wird im Klang stark gedämpft(mehr zur Funktioinsweise von Koma gibt es hier nachzulesen). Die perfekte Lösung für alle, die ungnädige Mitbewohner und Nachbarn haben oder zu Unzeiten üben müssen.

Shinobikoma

Viele Spieler nutzen eine Stimmhilfe. Das kann in Form einer Stimmgabel oder Stimmpfeifer sein, die einen Referenzton erzeugt, nach dem man stimmt. Eine andere beliebte Variante ist ein elektronisches Stimmgerät, das die Schwingungen der Shamisen aufnimmt und anzeigt, in welchem Tonbereich man sich befindet. Eine moderne All-in-One-Lösung ist die Stimm-App für’s Smartphone. Kostenlose Varianten gibt es sowohl für Android als auch für iOs. Hier kann man sowohl einen Ton ausgeben lassen also auch den gespielten Ton von der App analysieren lassen.

Clip-On Stimmgerät

Stimm-App auf dem Smartphone

Sehr beliebt ist die Nutzung von Positionsmarkern zur optischen Markierung der Positionen am Hals der Shamisen. Die Spezial-Variante ist der Fujakustrip, mit dem man alle Positionen auf einen Streich markiert. Alternativ kann man mit Klebepunkten oder Nagellack-Tupfen auch Positionen einzeln markieren. Hier gibt es einen vollständigen Artikel, in dem erklärt wird, wie man den Streifen oder einzelne Punkte anbringt.

Fujakustrip vor dem Aufkleben

Fujakustrip am Sao

Level-Up: Komfort

Wie bei allen Dingen, gibt es noch allerlei Schnickschnack, den man sich anschaffen kann. Aber es stechen ein paar spieltechnisch sinnvolle nennenswerte Ergänzungen für gesteigerten Spielkomfort hervor.
Für alle, die sich noch mehr Halt auf dem Korpus wünschen und denen der rechte Arm gerne mal abrutscht, gibt es schmale Gummi-Manschetten, die man über das Doukake zieht, das Doukake Gomu. Alternativ kann man auch eine Anti-Rutschmatte anbringen. Wer Schwierigkeiten hat, das Bachi festzuhalten,  weil die Hände schnell feucht werden und es dann anfängt, aus der Hand zu rutschen, kann sich mit einem Bachigomu Abhilfe schaffen. Das ist eine Gummi-Manschette, die man über den Bachi-Griff stülpt. Alternativ kann man ein wenig Tape um den Griff wickeln. Besonders geeignet sind dafür Kinesio-Tape, Tape für Fahrradlenker und Tape für Tennisgriffe.
Wer eine Shamisen mit Kunsthaut hat und Sorge vor Abnutzung der Haut durch das Bachi hat, kann sich eine kleine Schutzfolie unter die Saiten kleben, das Bachigawa. Die Folie ist sehr robust und langlebig und verhindert Abrasion durch das Bachi.

großes Bachigawa

kleines Bachigawa

Mehr geht immer

Das sind die wichtigsten Teile und weiterführende Accessoires, die man kennen sollte. Für die Kleinteile (Bachi, Koma, Saiten) gibt es natürlich auch noch eigens dafür gemachte Hüllen und Behältnisse, die die Aufbewahrung der kostbaren und wichtigen Gefährten besonders sicher und dekorativ machen. Perfekte Kandidaten für den nächsten Wunschzettel

Hier das Video zum Artikel ansehen:

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