Ganz schön praktisch
Die meisten Shamisen sind so gebaut, dass man den Hals in drei Teile zerlegen kann. Da macht sie trotz ihrem langen Hals zu einem guten Reisegefährten und mach den Transport über längere Strecken auch sehr viel sicherer – und reduziert noch dazu das Porto, wenn man sein Instrument per Post erhält. Günstigere Varianten haben einen Hals, der sich nicht zerteilen lässt und aus einem Stück gearbeitet ist. Und es gibt auch ein paar Instrumente, bei denen sich der Hals in mehr als drei Teile zerlegen lässt. Das ist aber nicht die Norm, und das Prinzip beim Zusammenbauen ist natürlich das gleiche.
Terminologie: Lässt sich der Hals in drei Teile zerlegen, wird das als mitsuori bezeichnet (三つ折り– 三つ mitsu = drei 折りori = Faltung). Nobezao bezeichnet einen durchgehenden Hals, der sich nicht zerteilen lässt: 延棹 nobe = Verlängerung sao = Stab.
Die Einzelteile
Immer mit im Paket:
1: Korpus (Dou)
2: oberer Teil des Halses mit Kopf (Tenjin)
3: unterer Teil des Halses
4: mittlerer Teil des Halses
5: drei Wirbel (Itomaki)
Nicht immer mit dabei, aber Betsandteil einer spielfertigen Shamisen:
6: Knoten (Neo)
7: drei Saiten (Ito)
8: Korpusschutz (Doukake)
Die beste Reihenfolge zum Zusammenbauen
Es gibt keine feste Reihenfolge, in der man das Instrument zusammenbauen sollte. Meine Reihenfolge sieht wie folgt aus:
- Hals zusammenstecken
- Itomaki in den Tenjin stecken
- Doukake aufschnallen
- Neo aufstecken
- Saiten aufziehen
Den Hals stecke ich als erstes zusammen, um die fragilen Zapfen gleich in Sicherheit und aus dem Weg zu schaffen. Außerdem kann man dann den unteren Teil des Halses viel leichter ganz fest in den Dou stecken, weil man einfach mehr Material zum Arbeiten hat. Die Itomaki setze ich erst ein, nach dem der Hals im Korpus steckt, weil sie sich sonst durch die Erschütterungen vom Hantieren und Stecken und Drücken leicht lösen und aus ihren Löchern rausfallen. Das Doukake sieht aus wie das Sahnehäubchen, aber der Knoten am unteren Schnürchen lässt sich natürlich viel leichter knoten, wenn der Neo nicht im Weg ist. Und über den Neo gehört das Schnürchen nicht, weil das Doukake dann nicht so fest auf dem Dou geschnallt bleibt.
Der Hals
Ganz leicht lässt sich das vermeiden, indem man beim Zusammenstecken den runden Teil des Halses, also die Unterseite, zu sich dreht. Sind die Teile falsch zusammengesteckt, sieht man auf der Unterseite nämlich sofort eine hässliche Kante. Die Oberseite dagegen kann mit ihrer glatten Schönheit täuschen und einen dazu verführen, einfach gegen den Widerstand die Teile fest zusammenzudrücken.
Falschrum zusammengesteckt:
runde Seite oben: auffällige Kante
gerade Seite unten: täuschend glatt
Richtigrum zusammengesteckt:
runde Seite oben: schön glatt
gerade Seite unten: auch schön glatt
Wenn’s doch mal schief geht
Bei höherpreisigen Instrumenten genügt es übrigens, genau hinzuschauen, weil jede Verbindung unterschiedlich gearbeitet ist und man direkt sehen kann, was zusammengehört und was nicht. Trotzdem passiert es auch hier, dass man mal doch nicht so genau hinguckt und dann was falsch zusammensteckt und sich verhakt.
Hier ist alles glatt und könnte potenziell zusammenpassen.
Hier sieht man sofort: die beiden gehören nicht zusammen.
Hals durch den Dou
Schaut man genau hin, sieht man, dass das eckige Loch nicht ganz mittig sitzt, sondern der Abstand zur Kante auf der einen Seite kürzer ist. Dort, wo der Abstand kürzer ist, ist die Oberseite. Aufgrund dieser Asymmetrie ist es auch nicht egal, wie herum der Hals im Korpus steckt, egal wie gut der Hals falsch herum sitzt. Die Saitenlate wird durch die Fehlstellung sehr unbequem beim Spielen sein oder das Spielen gar unmöglich machen.
Ein zusätzlicher Indikator sind feine Riefen am Dou, die sich um das eckige Loch herum abzeichnen. Der Hals ist idealerweise so passgenau gearbeitet, dass er so fest sitzt, dass er Druckstellen hinterlässt, wo er am Korpus aufsitzt. Dann sieht man flache Einkerbungen im Holz bzw. Lack: eine U-förmige Kurve auf der einen Seite und eine glatte Linie auf der anderen Seite, die wie ein Deckel auf dem U liegt. Die kurvige Einkerbung zeigt zur Rückseite des Korpus. Hier liegt die schön geschwungene Unterseite des Halses auf.
Terminologie: Weil der Hals durchgehend durch den Korpus geht und ihn damit förmlich durchspießt, gehört die Shamisen nach europäischer Klassifikation zu den so genannten „Spießkastenlauten“.
Itomaki in den Tenjin
Punkte als Markierung findet man an der Spitze.
Riefen als Markierung findet man an der Seite.
Doukake aufschnallen
Neo anstecken
Nächste Schritte
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