Shamisen auf Links umbauen

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Linkshänder haben es oft schwer in unserer von Rechtshändern dominierten Welt. Kann man Shamisen auf links umbauen. Umso glücklicher macht es mich, dass die meisten Shamisen sich leicht auf Links umbauen lassen. Hier erfahrt ihr, wie man das zu Hause selber machen kann.

Linkshänder müssen sich im Alltag in vielen Dingen unbequem einer auf Rechtshänder geeichten Welt anpassen. Zwar gibt es mittlerweile auch bestimmte Dinge wie Scheren und Blöcke für Linkshänder, aber der Standard sind sie nicht. Greift man in der Büroküche in die Schublade, handelt es sich garantiert um keine Linkshänderschere. Als Rechtshänder merkt man gar nicht, was für Barrieren es im Alltag gibt.

Warum aber sollte man sich in der Freizeit dieser Norm unterordnen?
Die Shamisen kann man in vielen Fällen einfach auf links umbauen! Sofern das Instrument keinen Azuma Sawari hat, bedarf es nur weniger einfacher Schritte, die man zu Hause selbst erledigen kann:

1. Kamigoma und Sawari anpassen
2. Die Saiten umspannen – ggf. hierfür neue Löcher bohren
3. Das Doukake auf die andere Seite stecken

Tradition und Konvention

Eine viel gestellte Frage möchte ich vorweg noch kurz ansprechen: Darf man das?
Meine klare Antwort: Mit seinem eigenen Instrument kann man letztendlich machen, was man will. Wer sich in Japan einer traditionellen Gruppe anschließen will, eckt unter Umständen mit einem für Linkshänder gebauten an. Denn auf der Bühne fällt das in der Gruppe natürlich auf. Damit habe ich persönlich keine Erfahrungen gemacht, kann also dahingehend nur spekulieren bzw. mich auf den Austausch mit Spielern in Japan beziehen.
Eines weiß ich ganz sicher: Ich würde als Rechtshänder nicht gerne auf Links spielen (außer als besondere Herausforderung zum Spaß). Und ich sehe nicht ein, warum ein Linkshänder auf Rechts spielen muss. Also meine klare persönliche Meinung dazu: Alles kann, nichts muss. 

Schritt 1: Kamigoma anpassen

Das Kamigoma ist der güldene Steg am Tenjin, über den die Saiten aufs Griffbrett laufen. Es hat entweder eine Vertiefung oder eine Aussparung auf der linken Seite, auf der die dicke Saite entlangläuft. Da wir die dicke Saite auf die andere Seite des Griffbretts verlegen, muss auch das Kamigoma entsprechend angepasst werden, damit das schöne charakteristische Surren weiterhin hörbar ist. Aus einem Messingprofil lässt sich das mit etwas Fingerspitzengefühl sägen und feilen. Am besten einfach das vorhandene normale Kamigoma ablösen (mit einem kleinen Messer abheben) und als Schablone benutzen. Dieser Schritt ist mit Abstand mit dem größten Aufwand verbunden. Wer hier konkrete Hilfe braucht, möge mir eine Email schreiben.

Schritt 2: Saiten umspannen

Die mittlere Saite (Ni no Ito) bleibt an Ort und Stelle. Die beiden äußeren Saiten – Ichi no Ito und San no Ito – wechseln ihre Plätze. Obwohl die Saiten auf den Wirbeln bleiben, auf denen sie ohnehin waren, kann dieser Teil etwas nervenaufreibend werden, wenn man die Saiten versehentlich beim Austauschen überkreuzt. Damit sich nichts verheddert, ist es am einfachsten, die äußeren Saiten komplett von den Wirbeln abzuwickeln. Am Neo werden die Saiten dann gelöst und in vertauschter Positionierung wieder befestigt.
Damit am Ende die Saite mit genügend Spielraum wieder aufgewickelt werden kann, empfehle ich, neue Löcher in die entsprechenden Wirbel zu bohren. Das Loch, durch das die Saite gefädelt wird, sollte möglichst nicht auf der Seite liegen, auf der die Saite am Ende liegen soll. Am einfachsten geht das, indem man mit einem Bleistift während der Wirbel noch im Tenjin steckt anzeichnet, wo das neue Loch positioniert werden soll. Dann den Wirbel herausnehmen und mit einem Nagel oder einem Körner eine kleine Vertiefung an die Markierung drücken, damit die Bohrspitze sicheren Halt findet. Der Wirbel kann dann zum Bohren in eine Vorrichtung eingespannt werden, oder man steckt ihn zurück in den Tenjin und bohrt so fixiert das Löchlein. Bei allen Bohrungen gilt, immer mit einem möglichst kleinen Bohraufsatz anzufangen, um Ausfransen und Rissen im Holz vorzubeugen. Dann schrittweise vorarbeiten, bis das Loch weit genug ist für die Saite.

Schritt 3: Doukake umsiedeln

Bevor die Saiten wieder aufgezogen werden, sollte das Doukake noch umgesteckt werden. Das Doukake kommt immer auf die Seite des Dou, zu dem die dicke Saite zeigt. Wenn ein selbstklebendes Dougomu angebracht ist, muss das erst einmal entfernt werden, weil das Doukake sonst nicht gut sitzt.

Schritt 4: Sawari einstellen

Das Sawari wird bei einfachen Kamigoma dadurch erzeugt, dass die dicke Saite tiefer gelegt wird. Die Aussparung im Kamigoma selbst genügt dafür meistens nicht, sondern es ist eine zusätzliche Einkerbung im Holz nötig. Das lässt sich am leichtesten mit einer feinen Dreikantfeile machen. Ganz nah am Wirbelkasten setzt man die Feile an und trägt dann in einem möglichst flachen Winkel zum Griffbrett etwas Material ab. Am besten mit Geduld und Feingefühl arbeiten und immer wieder den Fortschritt kontrollieren, indem man die dicke Saite spannt und auf C stimmt. Wenn man anfängt das Surren zu erahnen, kann man noch ein kleines bisschen weiter feilen, um das Surren zu verstärken.

Optional: Schritt 5: Dougomu anbringen

Nicht jeder spielt mit einer selbstklebenden Gummi-Unterlage. Wer nur ein loses Gummimättchen benutzt, spart sich einen kompletten Schritt. Das Dougomu anzubringen geht sehr schnell und ist gänzlich unkompliziert.

Optional: Schritt 6: Fujakustrip anbringen

Wer mit Positionsmarkierungen spielt, muss natürlich auch diese Markierungen auf der gegenüberliegende Seite des Halses umsiedeln. Einen Fujakustrip kann man i.d.R. nicht wiederverwenden. Hier muss also ein neuer Streifen her, oder aber man entscheidet sich für einzelne Markierungspunkte. Der große Nachteil des vorgefertigten Streifens ist für auf Links umgebaute Shamisen, dass die Zahlen bei der Anbringung auf dem Kopf stehen.

Hier das Video zum Artikel ansehen:

Der komplette Umbau zum Miterleben!

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