Viele von uns können zu Hause nicht in voller Lautstärke spielen, weil die Wohnung hellhörig ist oder wir nur zu Unzeiten üben können.
Eine Möglichkeit, die Lautstärke zu reduzieren, ist die Verwendung eines so genannten Shinobikomas. Das kann man ganz normal im Geschäft kaufen. Wenn man aber wirklich knapp bei Kasse ist oder einfach gerne bastelt oder es sofort und auf der Stelle braucht, kann man sich auch selber eins bauen. Und das als komplettes Upcycling-Projekt. Zwei einfache und schnelle Varianten stelle ich jetzt vor.
Klangliche Unterschiede
Die selbstgerechten Varianten sind von Dämpfungsgrad her nicht so stark wie die Variante, die man käuflich erwerben kann, sind aber eine wunderbare Lösung, wenn man ganz schnell eine Lösung braucht. Von den Varianten, die gleich vorgestellt werden, ist die Taschentuch-Variante vom Aufwand und Ergebnis her mein Favorit. Ein Taschentuch hat eigentlich jeder zur Hand, man benötigt keine Werkzeuge und der Abdämpfungs-Effekt ist bemerkenswert. Besser hinhören kann man mit der Stäbchen-Variante. In den Videoclips sind die klanglichen Unterschiede deutlich hörbar.Selber kreativ werden
Wer selbst an einer eigenen Variante tüfteln möchte oder ein hochwertiges eigenes Shinobikoma schnitzen möchte, das für Ewigkeit konzipiert ist, wird sich dafür interessieren, was genau den Shinobi-Effekt herbeiführt.
Abdämpfungsprinzipien
Das handelsübliche Shinobikoma ist in etwa so breit wie der Korpus einer Shamisen und ist wie eine Brücke geformt: Mit seinen Füßen setzt es auf den Holzrahmen des Korpus aus und überspannt die schwingende Haut durch eine Aushöhlung auf der Unterseite.
Die Vibrationen der Saiten werden deshalb auf den Rahmen des Korpus umgeleitet und nicht auf die schwingende Haut. Dadurch wird der Klang des Instruments stark gedämpft.
Eine andere Art und Weise, das mitschwingen der Haut zu verhindern ist die Unterdrückung der Übertragung der Schwingungen. Das lässt sich am einfachsten Demonstrieren, indem man selbst beim Anschlagen der Saite die greifende Hand flach auf die Fronthaut legt. Je großflächiger man die Haut abdeckt und je mehr Druck man darauf gibt, desto dumpfer wird der Klang der Shamisen. Diesen Effekt kann man auch auf andere Weisen herbeiführen.
DIY Shinobikioma Variante I
Die erste Variante, die das Plastik-Shinobikoma aus dem Geschaut im Grund nachbaut, wird aus einem Wegwerf-Essstäbchen gemacht. Diese Einweg-Stäbchen kriegt man oft in asiatischen Restaurants und bei Essensbestellungen. Diese Stäbchen haben eine gute Länge und auch eine gute Dicke, die ungefähr der Höhe eines Koma entspricht. Nach dem Essen einfach abwaschen und trocknen lassen, und schon sind sie bereit für ein zweites Leben.Schnelle Variante
Für die einfachste Variante genügt es, drei Kerben für die Saiten zu setzen und man kann direkt los spielen. Wenn man nur Kerben für die Saiten einritzt, kann man alternativ auch zu einem langen Bleistift greifen. Da die Stäbchen länger sind als der Dou breit, kann man diese Blitzvariante nicht mit einem Doukake kombinieren. Wer sein Doukake nicht abnehmen möchte oder dringend zum Spielen braucht, sollte eine Seite des Stäbchens abflachen. Wenn man schon mal dabei ist, kann man das ganze auch kürzen. Oder aber man plant das Koma (und die Platzierung der Kerben) so, dass es erst neben dem Doukake anfängt aufzuliegen. Als Orientierung: Ein handelsübliches Shinobikoma ist 16 cm lang. In der Mitte setzt man die Kerbe für die mittlere Saite und 12 mm links und rechts davon jeweils eine Kerbe für die dicke und die dünne Saite. Auf der Seite mit dem abgeflachten Füßchen liegt am Ende die dicke Saite. Hier kann man die Kerbe etwas tiefer arbeiten, damit die Saite gut Halt findet.Die schnelle Variante kann man auch aus einem Bleistift machen.
Mit einem Tsugaru Dou kann man das Koma länger machen.
Deluxe Variante
Für die Deluxe-Variante muss man noch etwas Zeit investieren, um eine Aushöhlung auf die Unterseite zu arbeiten. Das geht mit einer Feile besonders gut, aber es lässt sich auch mit Sandpapier oder einem Messer machen. Bei Feile und Sandpapier dauert es umso länger, je feiner die Körnung ist.
Zuerst markiert man die Breite der Füßchen (jeweils etwa 20 mm vom Ende) und trägt dann mit Geduld das Material ab, bis man eine leichte Wölbung erkennen kann. Am besten zwischendurch immer mal kontrollieren und nicht an einem Stück ausgiebig raspeln, damit eventuelle Fehlentwicklungen früh erkannt und ausgeglichen werden können.
Die Aussparung sollte nicht zu tief sein, weil das weiche Hölzchen dem Druck der Saiten sonst nicht standhalten kann und sich das Koma durchbiegt oder sogar bricht (siehe rechtes Bild unten: in der Mitte stukt das Koma auf die Haut auf). Weniger ist hier also mehr. Ziel ist, dass möglichst wenig Material des Hölzchens in Kontakt mit der schwingenden Haut kommt.
Den Unterschied sieht man kaum, aber man hört ihn.
Das weiche Holz gibt leider leicht unter den Saiten nach.
DIY Shinobikioma Variante II
Für die zweite Variante kombinieren wir unser normales Koma mit einem Taschentuch. Diesen Tipp habe ich von einem meiner Schüler bekommen und freue mich ganz besonders, ihn hier teilen zu dürfen.
Hierfür benötigt man nur ein handelsübliches Papiertaschentuch und das normale Koma, das man gewöhnlich benutzt. Das Taschentuch wird entzweit (entweder in der Mitte durchtrennen oder – meine bevorzugte Variante – die verschiedenen Lagen voneinander trennen und mit zwei kompletten Lagen arbeiten. Das Taschentuch ist bereits im perfekten Format vorgefaltet. Man muss es nur noch fest zusammenrollen und dann unter die Saiten direkt and Koma schieben.
Vor dem Koma platziert, wird der Ton besonders stärk abgedämpft. Die Saiten liegen zuerst auf dem Röllchen auf und dann auf dem eigentlichen Koma. Diese Kombination führt zum überzeugenden Effekt.
Soll der Klang nur leicht gedrosselt werden, kann man das kompakte Röllchen hinter das Koma klemmen. Es dort einzusetzen ist etwas fummeliger, bringt aber eine interessante andere Klangnuance.
Die Taschentuch-Variante finde ich besonders genial, weil man ein Taschentuch eigentlich immer zur Hand hat, keinerlei Werkzeuge benötigt, verschiedene Dämpfungsgrade erzielen kann und durch das „echte“ Koma das gewohnte Spielgefühl hinsichtlich Saitenhöhe und Saitenspannung beibehält.
Vor dem Koma platziert, wird der Ton besonders stärk abgedämpft. Die Saiten liegen zuerst auf dem Röllchen auf und dann auf dem eigentlichen Koma. Diese Kombination führt zum überzeugenden Effekt.
Soll der Klang nur leicht gedrosselt werden, kann man das kompakte Röllchen hinter das Koma klemmen. Es dort einzusetzen ist etwas fummeliger, bringt aber eine interessante andere Klangnuance.
Die Taschentuch-Variante finde ich besonders genial, weil man ein Taschentuch eigentlich immer zur Hand hat, keinerlei Werkzeuge benötigt, verschiedene Dämpfungsgrade erzielen kann und durch das „echte“ Koma das gewohnte Spielgefühl hinsichtlich Saitenhöhe und Saitenspannung beibehält.
Diese Variante dämpft den Klang stark ab.
Das Röllchen liegt dicht vorne am Koma an.
Diese Variante dämpft den Klang nur leicht ab.
Etwas fummeliger einzusetzen, aber die Nuance kann die Mühe wert sein.
Ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen für das Taschentuch- und Stäbchen-Shinobikoma gibt es Patreon, inklusive pdf zum Runterladen.
Der direkte Vergleich
Im direkten vergleich hört man gut, dass die verschiedenen Varianten etwas unterschiedliche Klangqualitäten haben. Wie viel man beim Spielen vom Klang wegdämpfen will oder muss, ist individuell sehr unterschiedlich. Mit den verschiedenen Varianten sollte man also ruhig herumexperimentieren, um den besten Klang und Effekt für die eigenen Zwecke zu finden.Hier das Video zum Artikel ansehen: