Bestandteile des Chōshiawase
Obwohl das Chōshiawase nicht zum Musikstück selbst gehört, ist es aber doch Bestandteil des musikalischen Vortrags. Das Chōshiawase hat einige charakteristische Bestandteile, wird aber dann individuell ausgelegt. Gerade deshalb kann es am Anfang schwer sein, das Schema dahinter deutlich zu sehen. Hier sind zwei typische und überschaubare Beispiele:Die essenziellen Bestandteile eines Chōshiawase, die sich in den Clips nachvollziehen lassen, sind:
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- Alle drei leeren Saiten kommen zum Einsatz und werden von tief nach hoch gespielt.
- Die Saiten werden während des Chōshiawase nacheinander gestimmt.
- Um zur nächsten Saite zu wechseln, wird ein Oshibachi gespielt.
- Auf der mittleren und dünnen Saite pendelt das Schlagpattern zwischen Ushiro- und Maebachi.
- Das Chōshi Awase geht direkt in das eigentliche Stück über.
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Je mehr unterschiedliche Chōshiawase man hört, desto mehr weitere Komponenten fallen einem auf. Beispielsweise dass das Chōshiawase im Rhythmus und auch im Tempo des eigentlich Stücks gespielt wird. Obwohl viele Neulinge das Chōshiawase vor allem mit Jongara Bushi in Verbindung bringen, kann man es jedem Stück voranstellen.
Wortherkunft
Um sich etwas besser über den Sinn und Zweck des Chōshiawase bewusst zu werden, ist ein Blick auf die Wortbedeutung nützlich. Chōshiawase [調子合わせ] setzt sich aus den Zeichen für „Stimmung“ und „zusammenführen“ zusammen. Chōshi (調子) „Stimmung“ Awase (合わせ) “Zusammenführen” Zusammen kann man das mit „Harmonisieren“ oder „Stimmung zusammenführen“ übersetzen, aber da das sehr klobig klingt, bleibe ich persönlich in der Praxis beim japanischen Begriff.Funktionen des Chōshiawase
Funktion #1
Das Chōshi Awase dient auf erster Ebene zum Stimmen des Instruments. Besonders wenn man in einer Gruppe spielt, hat das gemeinsame systematische Stimmen den Vorteil, dass keine Unruhe erzeugt wird. Gerade wenn man lange spielt oder sehr kraftvoll in die Saiten haut, muss man zwischen Stücken oft mal Nachstimmen. Das kann man zwar auch ganz still machen, aber das Stimmen zum Teil der Performance zu machen hat noch andere Vorteile.Funktion #2
1. Aufmerksamkeit erregen Wenn man mit dem Chōshi Awase loslegt, spürt der Zuschauer sofort: Es geht los, Aufmerksamkeit! Als Shamisen noch von Wandermusikern für den Lebensunterhalt gespielt wurde, war das auch ein markantes Signal für die Menschen in der Umgebung, dass es hier gleich etwas zu hören gibt. Vergleichbar mit den kleinen Melodien, die der Eiswagen im Sommer früher gespielt hat. 2. Fokus schaffen Für den Spieler selbst hat das Chōshi Awase auch viele Vorteile: Man hat Gelegenheit, das Instrument zu stimmen, seinen Grundschlag zu überprüfen und der Akustik des Vortragsortes anzupassen. Und man kann noch mal tief durchatmen, sich sammeln und alles abstreifen, um nur im Hier und Jetzt zu sein und in den „Performance-Modus“ wechseln.Detaillierter Ablauf: Chōshiawase für Ichidan
Ichidan ist eines der bekanntesten Stücke für Tsugaru-Spieler und wird in Gruppenkonstellationen gerne als gemeinsames Stück genutzt, um den Jongara-Battle zu umrahmen. Ich habe hier ein einfaches Chōshiawase für Ichidan notiert, an dem ich den technischen Ablauf deutlicher erörtern kann.
Das Chōshiawase beginnt auf der leeren dicken Saite (Ichi no Ito). Nach einem oder zwei separierten „Signal-Schlägen“ (in diesem Beispiel do-DON, oft auch nur DON) geht man in ein gleichmäßiges Schlagen über. Diese Schläge nutzt man dazu, die Saite zu stimmen und seinen kräftigen Bachischlag zu genießen. Man kann im Grunde so lange auf der Saite ausharren, wie man möchte. Die hier blau umrandeten Takte kann man immer so lange wiederholen, bis man sich bereit fühlt, einen Schritt weiter zu gehen.
Ist man bereit, die nächste Saite zu stimmen, wechselt man im Auftakt zum nächsten Takt mit einem Oshibachi/Suberi auf die mittlere Saite. Der erste frische Schlag auf der mittleren Saite wird dann im Maebachi (hier mit einer horizontalen Klammer über der Note markiert) gespielt. Für die darauf folgenden Schläge wechselt man zwischen Ushirobachi und Maebachi.
Der Übergang zur nächsten Saite wird wieder mit einem Oshibachi eingeleitet, und zwar wieder als Auftakt und damit im Ushirobachi.
Das Ende des Chōshiawase signalisiert man mit einem JAN-JAN-JAN (von mir liebevoll „Schrumm-Schrumm“ genannt). Einatmen, und los geht es mit Ichidan!
Wie lange man vor einem Saitenwechsel bzw. Vor dem Übergang in das eigentliche Stück auf einer Saite verweilt, bleibt ganz einem selbst überlassen. Ist man auf der dünnen Saite angelangt, kann man sich noch einmal vergewissern, ob das Tempo auch gut ist, ob die Hand locker ist und das Instrument gut sitzt. Das Schlagpattern kann man hier auch noch einmal etwas spannender variieren, um die Vorfreude und Spannung auf das folgende Stück zu steigern.
In diesem Beispiel habe ich es ganz zahm gehalten. Eine gute erste Orientierung, die nach Lust und Laune ausgeschmückt und variiert werden kann! Hier noch eine schnelle Demonstration:
Lieber zuhören als Lesen? Hier gibt es das Video zum Artikel: