Lange Saite, langes Leben?

shamisen saiten auf dou
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Vielen Anfängern reißen gefühlt andauernd die Saiten. Was zuerst Stolz hervorruft, kann aber auch schnell in Frust umschlagen. Soll das wirklich so sein? Es gibt einige Faktoren, die die Lebensdauer einer Saite verkürzen. Will man also nicht länger unnötig Saiten verschleißen und möchte man sich das permanente neue Aufziehen und Einspielen ersparen, gibt es einige Dinge, die man im Blick haben sollte.

Veränderbare und Unveränderbare Faktoren

Wie lange eine Saite halten kann oder sollte, lässt sich schwer pauschal sagen. Die Erfahrung zeigt aber, dass bei manchen Spielern die Saiten schneller reißen als bei anderen. Die Gründe dafür sind einfach und logisch. Wenn man sie also kennt, kann man seine Saiten länger benutzen und damit das Beste aus ihnen herausholen. Das schont die Saiten, die Nerven und auch das Budget.

Von robust und stark bis dünn und zart

Dass die Saiten sich vom Spielen abnutzen, ist völlig normal und eine unvermeidbare Begleiterscheinung des Spielens. Wir schlagen die Saiten, wir zupfen die Saiten, wir spannen die Saiten, um Klänge zu erzeugen. Aufgrund der unterschiedlichen Materialien und Fadenstärken haben zwangsläufig verschiedene Saiten auch verschiedene Lebensdauern. Saiten aus Seide sind beispielsweise weniger robust als Saiten aus synthetischen Fasern wie Nylon oder Tetron. Außerdem sind dünne Saiten schneller durchgespielt als dicke. Das liegt schlichtweg an der Materialmenge, durch die man sich durcharbeitet. Denn die Saite reißt nicht etwa schlagartig, sondern durch graduelle Abnutzung.

Grundsatzüberlegungen

Jede Saite reißt also einmal. Dennoch wollen wir die besten Voraussetzungen für die Saiten schaffen und ihnen ein langes und leichtes Leben ermöglichen. Die fünf Faktoren, die nachfolgend vorgestellt werden, zielen darauf ab, unnötige Abnutzung und Stress auf dem Material zu minimieren. Ein wichtiger Punkt, der dabei eine Rolle spielt ist, ist das grundlegende Prinzip, die Saiten möglichst gerade vom Kopf bis zum unteren Ende des Instruments verlaufen zu lassen. Befolgt man diesen einfachen Grundsatz, sorgt man dafür, dass die Spannung gleichmäßig verteilt und kein Zug in verschiedene Richtungen aufgebaut wird. Um das zu gewährleisten sollten wir zwei Dinge im Blick haben: den Neo und die Itomaki.
tsugaru shamisen

Wenn die Saiten von den Itomaki bis zum Neo in einer geraden Linie verlaufen, schont das das Material.

Die Fünf Faktoren

1. Der Neo

Die Saiten sollen möglichst in einer geraden Linie von den Itomaki über den Hals und das Koma bis zum Neo geführt werden. Wenn die Neo-Schlaufen sehr eng oder ungleichmäßig angeordnet sind, verlaufen die Saiten entsprechend auch nicht gerade, sondern müssen sich vom Neo aus erst einmal auseinanderspreizen anstatt in einer geraden Linie in die Riefen zu laufen. Dadurch ist die Spannung am Koma dann stärker als bei geradem Saitenverlauf, die Saite hat einen zusätzlichen Fixpunkt, auf dem Zug in eine andere Richtung aufgebaut wird und das Material steht unter größerem Stress.
Die Schlaufen kann man ganz einfach mit den Fingern so zurechtrücken, dass der Abstand zwischen den Saiten gleichmäßig ist und den Riefen des Koma entspricht. Am leichtesten gelingt das, wenn das Koma noch nicht eingesetzt ist, weil die Saiten dann entspannter sind und die Schlaufen des Neo sich leicht bewegen lassen.
shamisen neo und saiten

Wenn alles so symmetrisch aussieht, freuen sich die Saiten.

Die Saiten sind nicht in gleichmäßigem Abstand voneinander.

shamisen neo, koma und saiten

Die mittlere Saite läuft hier schräg auf das Koma zu.

2. Die Itomaki

An den Itomaki sollten die Saiten möglichst so aufgewickelt sein, dass sie in gleichmäßigem Abstand gerade von ganz oben bis ganz unten durchlaufen. Die dicke Saite Ichi no Ito sollte mit der letzten Umdrehung nah am Wirbelkasten landen. Wenn man die Saite zu früh nah an den Wirbelkasten bringt, kann es passieren, dass die Saite sich bei der nächsten Umdrehung staut und den Wirbel dadurch aus dem Wirbelkasten drückt. Dann rutscht die Stimmung immer runter und es ist schwer, den Itomaki fest zu verankern. Hier also einfach geduldig und mit ein bisschen Feingefühl arbeiten.

Wenn die Saite ordentlich aufwickelt ist und am Ende nicht dort liegt, wo sie sein soll, lässt sich das einfach lösen: Einfach den Itomaki etwas zurückdrehen, etwa eine Umdrehung, und dann beim festdrehen die Saite mit dem Finger zurückführen und dort hin schieben oder legen, wo sie am Ende sein soll. Je nachdem wie lang die Saite ist und wie viel Platz ihr habt, kann das bedeuten, dass die Saite ein Stück über Kreuz zurück geführt wird. Die Saite dann einfach an der gewünschten Stelle absenken und den Itomaki fester drehen. Die Saite sollte sich dann zwischen die bereits bestehenden Windungen quetschen und perfekt liegen. Das kann am Anfang ein paar Anläufe brauchen.

tenjin mit aufgezogenen saiten

Die äußeren Saiten sollen ganz ah am Wirbelkasten liegen.

3. Das Koma

Wenn die Saite oder Saiten nicht im Schlagbereich reißen, sondern am Koma, dann ist höchstwahrscheinlich die kleine Riefe, durch die die Saite am Rücken des Koma läuft, etwas zu scharfkantig.
Erkennt man an der Saite auf Höhe des Koma scharfe Einkerbungen, ist das ein guter Indikator dafür, dass man mit Sandpapier vorsorgen sollte. Die Riefe kann man einfach selber mit etwas Sandpapier glätten. Hierfür einfach ein Stück feines Sandpapier (ca. 220er Körnung) ein oder zwei Mal falten, damit es eine gewisse Dicke erlangt und sich die Riefe leichter gleichmäßig bearbeiten lässt. Der Übeltäter kann auch die Ecke am oberen Ende der Riefe sein, über die man die Saite beim Einsetzen des Koma in die Riefen flitschen lässt. Hier kann man testweise mit dem Finger über die Kerbe fahren und genau hin fühlen, ob sich die Ecken zu spitz und scharfkantig anfühlen.

Auch die Riefen können Probleme bereiten.

Hier erkennt man an der dünnen Saite verdächtige Kerben.

4. Die Stimmung

Sind die Saiten auf dem Instrument immer besonders hoch gestimmt, ist die Saite straffer gespannt und nutzt sich etwas leichter ab. Es ist der exakt gleiche Effekt wie bei einem straff gespannten Seil oder Wollfaden: Je straffer das Seil straff gespannt ist, desto leichter lässt es sich durchtrennen. Entsprechend spielt sich eine besonders straffe Saite leichter durch. Sollte das Instrument also für Gesangsbegleitung, Instrumentalensembles oder einfach nur für die eigene Ästhetik einige Töne höher gestimmt sein als über dem mittlerweile konventionellen C, dann können die Saiten etwas schneller leiden.

5. Die Schlagtechnik

Meiner Ansicht und Erfahrung nach den größten Unterschied macht die Schlagtechnik. Je nach Stil, den ihr spielt, wird die Saite eher gezupft oder geschlagen. Egal, wie der Ton zustande kommt: Es ist nicht nur für die Saite, sondern auch für den Ton und die Handgesundheit von Vorteil, eine möglichst minimalistische Bewegung anzustreben. Das Ziel sollte immer sein, entschieden und zügig die Saite anzuspielen und nicht unnötig lange mit dem Bachi gegen die Saite zu reiben und so das Material abzuwetzen.

Gerade am Anfang reißen deshalb die Saiten bei vielen häufiger und schneller, weil der Grundschlag noch nicht gefestigt ist und noch der eine oder andere überflüssige Schlenker im Schwung ist. Einen gleichmäßigen, ruhigen und effizienten Schlag zu entwickeln, braucht Zeit und Gewöhnung. Aber mit etwas Geduld und Aufmerksamkeit wird es Schritt für Schritt vorangehen.

Ich hoffe, dass die Hinweise vielen Saiten ein langes Leben und vielen Spielern noch mehr Freude an ihren Instrumenten bescheren!

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