Rutschende Wirbel und ewiges Nachstimmen
Wem die Wirbel oft rutschen oder wem sich die Saite oft verstimmt, der ist hier genau richtig. Denn: Alles eine Frage der Technik. Im schlimmsten Fall handelt ihr euch einen Wirbelbruch ein, wenn ihr unvorsichtig stimmt. Ich teile mit euch hier meine Tipps, wie man schnell, sicher und zuverlässig sein Instrument stimmt und zu einer stabilen Stimmung gelangt.
Verglichen mit vielen anderen Instrumenten, die wir so kennen, ist die Shamisen berühmt-berüchtigt dafür, oft nachgestimmt zu werden. Je nach Wetter arbeitet das Holz unterschiedlich und die Wirbel sind mal zuverlässiger und mal tückischer unter Kontrolle zu kriegen. Auch alte und schlecht sitzende Wirbel sorgen für Ärger und instabile Saiten. Aber selbst wenn unser Instrument super gut eingepasste Wirbel hat, müssen wir ja für verschiedene Lieder manchmal umstimmen. Es kommt also wirklich niemand um das Thema Stimmen herum. Ziel ist, ganz klar, die Saiten sauber zu stimmen. Und dazu dreht man einfach ein den Wirbeln. Auch klar. Aber es lauern Gefahren: Wenn man’s falsch macht, flutschen im besten Fall nur die Wirbel und die Saiten verstimmen sich beim Spielen ganz schnell – ein Grund, warum das Stimmen gerade für viele Anfänger ein Graus ist.
Schreckensthema Wirbelbruch
Es geht abet noch schlimmer: Wenn man falsch mit dem Instrument hantiert, kann man am Ende mit einem gebrochener Wirbel dastehen. Und das ist nicht nur ein traumatisches Erlebnis, sondern bedeutet auch einen tiefen Griff in die Tasche. Einen gebrochenen Wirbel kann man selten gut kleben. Und einzelne Wirbel werden von Händlern nicht verkauft (zumal es Wirbel in etlichen Ausführungen gibt: Material, Form, Länge, Riefen, Dicke..) und jeder Wirbel individuell in den Wirbelkasten eingepasst werden muss. Itomaki werden normalerweise im Set verkauft, und das kostet dann gleich weit über 100 Euro.
Viele gute Gründe also, sich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. Und deshalb habe ich diesen Artikel für euch geschrieben und zeige euch zwei besonders wichtige Tricks, die man kennen sollte, um sein Instrument sicher durch die Jahrzehnte und durch alle Stimmungen zu bringen.
Grundlagen: Wie stimmen?
In was für einer Position man sein Instrument stimmt – ob es auf dem Tisch liegt oder man es auf dem Schoß hat oder oder oder – ist eigentlich egal. Der Weg ist hier ausnahmsweise mal nicht das Ziel. Aber es gibt eine konventionelle Form, die man auf der Bühne immer sieht und eine Variante, die ich für besonders sinnvoll halte, wenn man nicht in Spielposition stimmen möchte oder kann. Betrachten wir also erst die konventionelle Art zu stimmen und dann eine Variante, die für Anfänger und Leute mit schwachen Händen besonders bequem ist.
Variante 1: In Spielposition
Die konventionelle Art zu stimmen ist mit dem Instrument in Spielposition, also mit der Shamisen auf dem Schenkel, die rechte Hand hat das Bachi, die linke an den Wirbeln. Die leeren Saiten werden einzeln mit dem Bachi angeschlagen, während wir mit der linken Hand an den Wirbeln drehen. Wir fangen immer mit der dicken Saite an zu stimmen und arbeiten uns dann über die mittlere zur dünnen Saite. Saite anschlagen und stimmen. Noch einmal, um es wirklich deutlich zu machen: Eine stumme Saite zu stimmen, macht wenig Sinn, weil man dann überhaupt keine Orientierung hat, ob man weit genug oder vielleicht schon zu weit gedreht hat. Deshalb die Saite immer erst anschlagen und dann drehen während die Saite klingt.
Vorteil: Macht auf der Bühne professionell aus und wenn man beim Spielen zwischendurch nach stimmen oder umstimmen will, muss man es nicht erst umsetzen.
Nachteil: Wenn man die Balance noch nicht ganz raus hat, kann sich das Stimmen in dieser Position etwas wackelig anfühlen. Außerdem haben die Hände in dieser Haltung etwas weniger Kraft, um den Wirbel zu greifen und zu drehen. Gerade bei sehr dünnen Wirbeln und schwachen Händen kann das anfangs mühsam sein (bis die Hände stärker sind).
Ohren auf: Immer erst die Saite zum klingen bringen, bevor ihr am Wirbel dreht. Der Sinn dahinter ist, genau zu hören, von welchem Ton ihr kommt und wo ihr euch hinbewegt. Immer nur so lange am Wirbel drehen, wie ihr die Saite klingen hört. Sonst schießt man leicht über das Ziel hinaus und muss dann wieder zurück stimmen und pendelt dann gefühlt ewig um den eigentlichen Zielton herum.
Variante 2: Aufrecht frontal
Müde Hände, Bequemlichkeit, keine Geduld – es gibt viele Gründe, warum das konventionelle Stimmen in Spielposition nicht jedermanns Favorit ist. Gerade für Anfänger und Leute mit schwachen Händen kann es sich sehr mühsam und sogar schmerzhaft anfühlen, die Shamisen in Spielhaltung zu stimmen. Man kann es sich ganz einfach machen, indem man das Instrument einfach mit den Saiten zu sich gewandt vor sich stellt auf den Boden (ich setze das Instrument auf meinen Füßen ab) oder auf den Schoß. Dann zupft ihr mit der einen Hand die Saite und bringt sie so zum klingen, während ihr mit der anderen Hand an den Wirbeln dreht. Natürlich auch hier den Wirbel möglichst gerade und sanft während ihr dreht in den Wirbelkasten schieben, damit der Wirbel dann schön fest sitzt, wenn der Ton dort angekommen ist, wo ihr ihn haben wolltet.
Vorteil: Bequem auch für Anfänger. Durch die andere Art, zu greifen, lassen sich die Wirbel leichter festhalten und bewegen.
Nachteil: Der Ton flacht schneller ab. Man hat also weniger Zeit, an den Wirbeln zu drehen, bis man erneut die Saite anschlagen muss.
Stabilität und Beständigkeit: Den Wirbel schiebt man beim Stimmen, also während man ihn dreht, sanft aber beständig in den Wirbelkasten – wie eine Schraube. Der wohl am weitesten verbreitete Anfängerfehler beim Stimmen ist, fleißig am Wirbel herumzudrehen und dann, wenn der richtige Ton erreicht ist, den Wirbel gewaltsam in den Wirbelkasten zu drücken. Das klappt nicht nur überhaupt nicht gut (der Wirbel wird so nicht fest sitzen!), sondern durch diese Bewegung verdreht ihr den Wirbel auch wieder und seid dann sowieso gar nicht mehr auf dem perfekten Ton.
Den Wirbel in der Drehbewegung etwas zu drücken und zu festigen funktioniert dagegen einwandfrei. Je näher ihr dem Zielton kommt, desto mehr erhöht ihr den Druck. Das stellt sicher, dass die Wirbel nicht flutschen und wir eine stabile Stimmung haben.
Wirbelbruch gekonnt vermeiden
Es passiert viel leichter als man denkt, dass einem der Wirbel beim Stimmen abbricht. Der Wirbel ist dort, wo er im Wirbelkasten steckt, gerade einmal so dick wie ein Bleistift. Man kann sich vorstellen, dass bereits bei recht geringem Druck in die falsche Richtung der Wirbel an der Stelle ganz einfach an- oder durch knackst. Wirbel brechen beim Stimmen ab, wenn wir versehentlich anfangen, sie nach unten zu drücken. Gerade, wenn der Wirbel sehr fest sitzt, neigt man instinktiv dazu.
Dem eben geschilderten Horror kann man mit einfachen Mitteln Vorbeugen: Um den Winkel beständig zu halten und mehr Kraft aufbauen zu können, ankern wir also den Finger, der beim Greifen am nächsten am Tenjin ist, von innen in den Wirbelkasten. So können wir ganz leicht beim Stimmen den Wirbel in den Wirbelkasten drücken, ohne uns Sorgen machen zu müssen, dass irgendwas abbricht. Für die Wirbel der einen Seite benutzen wir den Daumen und auf der anderen Seite den kleinen Finger. Dann können wir mit dem Daumen auch noch bequem gegen das andere Ende des Wirbels drücken.
Für wen der Rat zu spät kommt, kann bei mir übrigens eine Reparatur anfragen 🙂
Besonders leicht nachzuvollziehen sind die Beschriebenen Tricks in dem Video, das ich zum Thema gemacht habe. Schaut euch das ergänzend gerne an (Link dazu unter dem Beitrag). Wenn es trotzdem noch Fragen gibt, schreibt mir etwas in den Kommentar oder eine Mail in mein Postfach.
Wer mehr über die verschiedenen Stimmungen erfahren möchte, möge den Artikel über die Grundstimmungen auf der Shamisen lesen – dazu gibt es auch ein Video.
Watch the video here: