Die drei klassischen Stimmungen für Shamisen

Die drei klassischen Stimmungen für Shamisen

Auf der Shamisen gibt es drei Grundstimmungen, die man kennen und ohne viel Nachdenken stimmen können sollte. Die klassischen Stücke sind in einer dieser drei Stimmungen, und für einige Volkslieder gibt es auch Notationen für dasselbe Stück in verschiedenen Stimmungen. Diese drei Stimmungen sind

     本調子 Honchoushi

     二上り Niagari

     三下り Sansagari

Die drei Stimmungen sind logisch miteinander verbunden und sind deshalb weitaus weniger kryptisch und mysteriös als sie auf den ersten Blick erscheinen. Wenn man die Bedeutung der Zeichen kennt, ist es ganz leicht, sich zu merken, wie man von der einen Stimmung zur anderen kommt. Die Stimmung ist normalerweise oben links über dem Stück notiert: 

本調子 Honchoushi

Wortwörtlich die “Grundstimmung” ist Honchoushi. Der Grundton ist nicht strikt festgelegt, aber liegt heutzutage, vor allem wenn es sich um ein rein instrumentale Darbietung ohne Gesang oder Flöte handelt, meistens auf dem Ton C. Die Zeichen bedeuten:

     本 Ursprung
     調子 Stimmung

Legen wir C als Ton für die dicke Saite (ichi no ito = erste Saite) zugrunde, ist die Stimmung für Honchoushi C-F-C. Das Intervall, also der Tonabstand zwischen der dicken und der mittleren Saite ist eine Quarte und von der mittleren zur dünnen Saite eine Quinte. Wem diese Begriffe nur ganz schattenhaft etwas sagen: Keine Sorge. Diese Begriffe muss man weder kennen noch sich merken, um sein Instrument richtig stimmen zu können. Ich bin ein großer Fan von Eselsbrücken, und habe für die Tonabstände diese hier: Von der dicken zur mittleren Saite klingt es wie das Tatü Tata der Feuerwehr. Und von der mittleren zur dünnen Saite klingt es wie der Anfang von Morgen kommt der Weihnachtsmann. Kennt jeder. Probiert das einfach mal aus.

Die anderen beiden Stimmungen basieren auf der Grundstimmung Honchoushi. Ihre Namen sagen uns genau, wie wir von dort aus zur gewünschten Stimmung kommen.

Gut zu wissen: Vor allem, wenn man Gesangsbegleitung spielt, passt man sich in der Stimmung der Tonlage des Sängers an. Für Männer stimmt man oft tiefer, durchaus bis zum A — dann fühlen sich die Saiten schon ganz labbrig an — und für Frauen oft höher, manchmal bis aufs E — dann fühlen sich die Saiten schrecklich hart an.

二上がり Niagari

Wörtlich übersetzt bedeutet Niagari “Erhöhung der Zweiten”. Damit ist die zweite Saite, ni no ito, gemeint, also die mittlere Saite.

     二 zwei

     上 oben

     上り Erhöhung

Von Honchoushi (C-F-C) aus stimmen wir die mittlere Saite um einen Ton höher. Ein Ton höher klingt wie der Anfang von “Alle meine Entchen”. Wir haben dann die Töne C-G-C.
Die Intervalle, also die Abstände von der dicken zur mittleren und von der mittleren zur hohen Saite werden damit genau umgekehrt: Von der dicken zur mittleren Saite klingt es wie der Anfang von Morgen kommt der Weihnachtsmann, und von der mittleren zur dünnen Saite klingt es jetzt wie das Tatü Tata der Feuerwehr.

三下り Sansagari

Sansagari bedeutet “Senkung der Dritten” – also wird von der Grundstimmung Honchoushi ausgehend die dritte Saite runter gestimmt, und zwar um einen Ton.

     三 drei

     下 unten

     下り Senkung

Anstelle von C-F-C haben wir dann C-F-B. Lasst euch nicht von den Tonbezeichnungen verwirren, wenn sie euch nichts sagen, sondern verlasst euch lieber auf die fantastischen Eselsbrücken 🙂

Für Sansagari haben wir von der dicken zur mittleren Tatü Tata und von der mittleren zur hohen auch noch mal Tatü Tata!

Logik-Trick zum schnellen Umstimmen

Euch ist sicherlich aufgefallen, dass es in allen Stimmungen das Tatü Tata gibt, also eine Quarte. Und weil wir für Sansagari zwei davon haben, können wir anstelle von Honchoushi aus die dritte Saite runter zu stimmen, einfach von Niagari aus die erste Saite (die dicke also) um einen Ton hochstimmen, denn von der mittleren zur oberen Saite haben wir ja schon eine Quarte. Wir müssen also nur die Quinte, also den Weihnachtsmann, umwandeln! Klingt so ausgeschrieben viel komplizierter als es ist.
Probiert das bitte einfach mal aus, wenn ihr das nächste Mal die Shamisen in der Hand habt. Das ist ein extrem nützlicher Trick, wenn man zwischen zwei Stücken, die in Niagari und Sansagari sind, schnell umstimmen muss.
Umgekehrt bedeutet das, dass ihr von Sansagari aus, um nach Niagari zu kommen, einfach die dicke Saite um einen Ton runter stimmt.

Beim Stimmen selbst gibt es ein paar technische Tricks, die man kennen sollte – um Wirbelbruch zu vermeiden, aber auch damit die Wirbel schön fest sitzen und die Saiten sich nicht ohne weiteres verstimmen. Lest unbedingt den Artikel über Stimm-Tipps, wenn ihr das noch nicht getan habt, denn er wird euch das Leben leichter machen 🙂

Tipp am Rande: Kein Stimmgerät da für ein C? Das ist überhaupt nicht schlimm. Wenn ihr ohne andere Instrumente oder Sänger spielt, könnt ihr im Grunde machen, was ihr wollt und euch frei aussuchen, über welchen Ton ihr stimmt – also auf welchen Ton ihr die dicke Saite stimmt. Ich stimme beispielsweise meine dicke Saite am liebsten auf B – das klingt wärmer und ist meinen Ohren einfach sympathischer. Nutzt den Freiraum. Das entscheidende ist, dass die Relation zwischen den Saiten korrekt ist, also die Intervalle (Tatü Tata and Morgen kommt der Weihnachtsmann).

Die Shamisen ist und bleibt ein faszinierendes Instrument, das nur immer mehr Spaß macht, je mehr man drauf spielt! 
Also, viel Spaß mit den Eselsbrücken, und summt und singt ruhig ungehemmt mit beim Stimmen – das hilft ungemein, wenn man nicht nur einen diffusen Ton stumm im Kopf abspielt.
Ich hoffe, dass euch das Stimmen mit meinen Tricks sehr viel leichter fällt und Verwirrung und Unsicherheit über die verschiedenen Stimmungen damit der Vergangenheit angehören.
Schreibt mir gerne eure Meinung, Fragen und Wünsche – ich freue mich über jede Nachricht!

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